Kfz-Versicherung: So funktionieren Telematik-Tarife

Auto

Wer vorsichtig fährt, kann Geld bei der Kfz-Versicherung sparen - so das Grundprinzip von Telematik-Tarifen. Die relativ neuen Tarife können speziell für Fahranfänger Vorteile bieten.

24.11.2023

Was ist Telematik in der Kfz-Versicherung?

In der Telematik verbinden Versicherer Informationstechnologie mit der Telekommunikation, um Fahrdaten zu sammeln, zu übertragen und auszuwerten. Versicherungen nutzen die Telematik, um das Fahrverhalten auszuwerten und die Versicherungsprämien individuell anzupassen. Ein Autofahrer, der sicher und vorschriftsmäßig fährt, kann so von niedrigeren Prämien profitieren und Geld sparen. Dieses System wird oft als Pay-How-You-Drive (PHYD) oder Pay-As-You-Drive (PAYD) bezeichnet.

Welche Vorteile bieten Telematik-Tarife?

Telematik ermöglicht es, die tatsächliche Nutzung des Fahrzeuges und die Prämienhöhe der Kfz-Versicherung enger zu verbinden. Aus den erfassten Daten können Versicherungen Rückschlüsse auf das Fahrverhalten ziehen. Telematik-Tarife von Kfz-Versicherungen gehen von einer einfachen Annahme aus: Wer vorsichtiger fährt, hat eine geringere Schadenwahrscheinlichkeit – und könnte schließlich auch bei der Versicherungsprämie sparen. Umsichtiges und vorausschauendes Fahren wird belohnt. Umgekehrt gilt: Schnelles Fahren erhöht die Schadenwahrscheinlichkeit - hierfür gewähren Versicherungen keinen Rabatt. Telematik-Tarife bieten deshalb Vorteile für vorsichtige Fahrer.

Durch die Bereitstellung von Fahrdaten können Kfz-Versicherer die individuelle Fahrweise besser bewerten und entsprechende Rabatte anbieten. Insgesamt ermöglicht Telematik in der Kfz-Versicherung eine individuellere Tarifierung der Versicherungsprämien, basierend auf dem tatsächlichen Verhalten der Autofahrer.

Warum sind Telematik-Tarife vor allem für Fahranfänger sinnvoll?

Fahranfänger zahlen häufig höhere Prämien in der Kfz-Versicherung. Sie haben nicht nur ein höheres Unfallrisiko, sondern in der Regel auch noch keinen Schadenfreiheitsrabatt. Führerscheinneulinge können anhand von Telematik-Tarifen ihre umsichtige Fahrweise ihrer Autoversicherung unter Beweis stellen und Geld sparen. Wie hoch die Rabatte konkret sind, hängt vom individuellen Kfz-Tarif ab.

Ein weiterer Vorteil: Es ist für Fahranfängerinnen und Fahranfänger schwierig, ihre eigene Fahrweise realistisch einzuschätzen, da ihnen die Praxiserfahrung im Straßenverkehr fehlt. Mit einem Telematik-Tarif können junge Fahrerinnen und Fahrer ihren eigenen Fahrstil einschätzen und verbessern.

Welche Faktoren bestimmen den Beitrag zur Kfz-Versicherung?

Der Beitrag einer Kfz-Versicherung hängt von vielen Faktoren ab. Zu den bekanntesten Tarifierungsmerkmalen zählen die Typklasse des Autos und der Wohnort des Halters, der die Zugehörigkeit zu einer Regionalklasse bestimmt. Hinzu kommen typische Merkmale wie die Jahres-Kilometerfahrleistung und die Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe. Das sogenannte subjektive Risiko wird ganz wesentlich durch die Fahrerfahrung geprägt, die sich in der Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) widerspiegelt. Zugleich wird das Alter des Fahrers von Versicherern berücksichtigt.

Welche Daten zeichnen die Telematik-Tarife auf?

In Telematik-Tarifen bewertet die Autoversicherung das Risiko unter anderem am Fahrverhalten. Dafür können unterschiedliche Daten erfasst und ausgewertet werden, wie zum Beispiel:

  • Fahrzeugstandort
  • Geschwindigkeit
  • Beschleunigung
  • Abbremsen und Bremsverhalten
  • Lenkverhalten
  • Fahrstrecken und Fahrzeiten
  • Kraftstoffverbrauch

Alle erhobenen Daten werden von modernen Autos ohnehin erfasst und sind den Herstellern bekannt. Die fortschreitende Entwicklung in der Fahrzeugtechnik und die zunehmende Vernetzung können in Zukunft zu einer noch detaillierteren Erfassung von Fahrzeugdaten führen - vorausgesetzt, der Gesetzgeber beendet das Datenmonopol der Autohersteller und legt die Daten in die Hände der Autofahrer.

Wie funktioniert das technisch?

Telematiksysteme im Auto funktionieren mithilfe eines OBD-Steckers oder einer fest eingebauten Einheit. Diese Einheit sammelt kontinuierlich Daten und sendet sie über das Mobilfunknetz an den Server des Kfz-Versicherers oder des Dienstleisters. Die erfassten Informationen werden dann verarbeitet und analysiert, um Fahrverhaltensmuster zu ermitteln, für Navigationsservices zu nutzen oder im Falle eines Unfalls Hilfe zu rufen. Fahrer bekommen das Auswertungsergebnis häufig in Form eines Telematik-Scores zu sehen, den sie zum Beispiel auf ihr Smartphone geschickt bekommen.

Was ist der Unterschied zwischen Kfz-Haftpflicht, Teil- und Vollkaskoversicherung?

Die Kfz-Haftpflichtversicherung entschädigt die Unfallopfer einschließlich der Mitfahrer bis zur vereinbarten Versicherungssumme. Diese Police ist gesetzliche Pflicht: Jedes Fahrzeug, das auf öffentlichen Straßen fährt, braucht eine solche Versicherung.

Wer sein eigenes Auto vor den finanziellen Folgen eines Schadens schützen möchte, braucht eine Kaskoversicherung. Die Teilkaskoversicherung übernimmt beispielsweise Kosten für geklaute Radios oder Navigationsgeräte, Sturm- und Hagelschäden oder nach einem Autodiebstahl. In der Vollkaskoversicherung sind immer alle Leistungen der Teilkasko enthalten – sie geht aber noch darüber hinaus. Zusätzlich leistet die Vollkasko für Schäden am eigenen Auto, etwa nach einem selbst verursachten Unfall und bei Vandalismus.

Welche Arten von Telematikeinrichtungen gibt es in Autos aktuell?

  • 1. Telematik-Device (OBD2)

    Manche Versicherungen setzen bei ihrem Gerät auf OBD2: Das Telematik-Device kann in die standardisierte Fahrzeugdiagnose-Schnittstelle, zumeist unterhalb des Lenkrads, eingesteckt werden. Die OBD2-Schnittstelle wird mittlerweile in allen Fahrzeugen verbaut. Nur bei Fahrzeugen, die älter als Baujahr 2004 sind, kann es vorkommen, dass der Stecker nicht vorhanden ist. Die Telematik-Einheit kommuniziert je nach Modell mit dem Smartphone des Fahrers. Zusätzlich wird noch eine Smartphone-App des Versicherers benötigt.

  • 2. Die fest eingebaute Telematik-Box

    Eine technische Möglichkeit für Telematik-Tarife ist eine zumeist im Motorraum fest eingebaute Box, die nur an die Stromversorgung des Fahrzeugs angeschlossen wird. Sie zeichnet alle Daten mit eigenen Telematik-Sensoren auf und sendet sie an den Versicherer oder technischen Dienstleister. Die Box muss zumeist in einer Werkstatt eingebaut werden.

  • 3. Der Stecker

    Eine weitere technische Lösung für Telematik-Tarife ist ein Stecker, der ähnlich wie ein Handy-Ladegerät für das Auto aussieht. Das eine Ende wird in den Zigarettenanzünder des Fahrzeugs gesteckt, am anderen Ende kann möglicherweise per USB-Kabel noch das Handy aufgeladen werden. Der Stecker sendet so die Daten an den Versicherer oder einen technischen Dienstleister. Das Gerät ist zumeist nicht größer als eine Streichholzschachtel. Die Einheit ist nicht an die Fahrzeugsensorik angeschlossen, sondern generiert die Daten selbst.

  • 4. Smartphone und App

    Andere Überlegungen gehen aber auf Telematik-Lösungen ohne Stecker. So kann das Fahrverhalten ebenso anhand der bekannten Kriterien per Smartphone und Telematik-App aufgezeichnet werden. Das System funktioniert ganz ohne Stecker, denn die Gyrosensoren sind bereits in den meisten Smartphones eingebaut. Am Ende der Fahrt kann der Fahrer das Ergebnis direkt auf dem Display ablesen.

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