Hochwasser und Starkregen: Mit diesen 7 Tipps schützen Sie Ihr Haus

Wohnen

Durch den Klimawandel häufen sich Wetterextreme wie Hochwasser und Starkregen. Hausbesitzer sollten sich frühzeitig darauf einstellen, um größere Schäden zu vermeiden.

01.03.2024

Wer neu baut, sollte schon in der Planungsphase sich mit dem Hochwasserschutz auseinandersetzen. Dabei sollte geklärt werden, welche baulichen Maßnahmen sinnvoll sind. Was genau zu tun ist, um das Wasser fernzuhalten, hängt beispielweise von der Lage des Grundstückes ab und davon, wie hoch die Hochwassergefährdung ist.

Wichtige Informationen zur Überschwemmungsgefährdung, die bei der Planung des Hauses berücksichtigt werden sollten, erhalten Bauherren bei ihrer Gemeinde:

  • Gibt es Hochwassergefährdungskarten und Starkregengefährdungskarten, die darüber Auskunft geben, wie stark das Haus hochwassergefährdet ist?
  • Was tut die Gemeinde zur Überflutungsvorsorge bzw. was ist geplant? Etwa: Sind ein Deich und mobile Hochwasserschutzsysteme vorhanden? Werden Flächen zur Zwischenspeicherung von Wasser bereitgestellt?

Mit dem Architekten sollten Bauherren besprechen, welche Maßnahmen  notwendig sind –  dies können sein:

1. Versickerungsfähige Flächen erhalten

Bauherren sollten darauf achten, so wenig Fläche wie möglich zu betonieren oder zu asphaltieren. Denn je weniger Fläche versiegelt ist, desto besser kann das Wasser versickern und desto weniger läuft oberirdisch ab.

Befestigte Flächen müssen auch nicht zwangsläufig versiegelt sein. So können Auffahrten oder Gehwege beispielsweise mit Rasengittersteinen oder speziellen Pflastersteinen belegt werden, bei denen das Wasser entweder über die Fugen oder durch den Beton versickert. Wichtig ist, dass dann auch der Baugrund wasserdurchlässig ist.

Ein hoher Anteil versickerungsfähiger Flächen hilft nicht nur bei Starkregen. Er zahlt sich auch finanziell aus.  Fest steht: Viele Kommunen gehen heute dazu über, die Abwassergebühren getrennt nach Schmutz- und Niederschlagswasser zu berechnen. Die Kosten für letzteres bemessen sich am Versiegelungsgrad des Grundstücks. Je wasserdurchlässiger die Gesamtfläche, desto geringer sind die Gebühren.



2. Haus höher bauen oder abschirmen

Wer neu baut, sollte Grundstücke in der Muldenlage oder am Fuße eines Hangs meiden. Zudem sollte man das Gelände nach Möglichkeit gleich so gestalten, dass geringfüge Überflutungen dem Haus nichts anhaben können. So kann das Gebäude beispielsweise ein wenig höher gesetzt werden. Oder das Gelände fällt etwas vom Haus ab, damit das Wasser gut abfließen kann. In Überschwemmungsgebieten sollte beim Neubau auf Kellerräume verzichtet werden. Die Gebäudetechnik wie elektrische Installationen und Heizsysteme sollten richtig platziert werden.

Grundstücke – vor allem solche in Hanglagen – lassen sich an den gefährdeten Stellen mit Mauern oder kleinen Erdwällen abschirmen. Solche Barrieren dürfen Nachbargrundstücke aber nicht gefährden. Der Regen muss an den Wassersperren noch versickern oder geordnet abfließen können.

Denkbar für alle Grundstücke sind Retentionsmulden. Einmal angelegt, wirken sie wie eine Wanne im Boden. Sie vergrößern den Höhenunterschied zwischen Haussockel und Grundstück. Bei Starkregen sammelt sich in ihnen das meiste Wasser.

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3. Zusätzliche Wasserspeicher anlegen

Ergänzende Sammelbehälter helfen, die Folgen eines Starkregens zu minimieren. Sie fangen Wasser auf und können den Abfluss verzögern. Solche Hilfsmittel sind vor allem wichtig, wenn der Erdboden selbst keine gute Saugkraft besitzt. So nimmt stark lehmhaltiger Grund Wasser deutlich schlechter auf als Sandboden, der mehr Hohlräume besitzt.

Der klassische Wasserspeicher ist und bleibt die Regentonne. Der Markt bietet verschiedene Designs – vom minimalistischen Modell bis zum Weinfass. Als unterirdische Depots bieten sich Zisternen an. Vorteil solcher Speicher: Das Wasser lässt sich gleich zum Bewässern des Gartens nutzen. Das spart Geld. Auch ein Gründach kann eine gewisse Menge Niederschlag aufnehmen und drosselt bei Starkregen – zumindest zeitweise – den Wasserablauf.

Gute Puffer sind ebenfalls sogenannte Rigolen. Über einen Schacht und gegebenenfalls zusätzliche Rohre fließt das Regenwasser in tiefere Erdschichten, wo es nach und nach versickert. Die Größe solcher Entwässerungsanlagen hängt grundsätzlich von der Dachfläche ab. Einen ähnlichen Effekt wie Rigolen haben Teiche mit einem Versickerungsbereich aus Kies. Auch sie können kurzfristig zusätzliches Wasser aufnehmen und geben es langsam an das Erdreich ab.

4. Rückstauklappe einbauen

Extreme Niederschläge können die Kanalisation in kurzer Zeit völlig überlasten. Das Wasser fließt dann nicht schnell genug ab, staut sich auf und sucht sich andere Wege. Über die Hausanschlussleitungen kann es schließlich in das Gebäude eindringen und Keller sowie tiefer liegende Wohnräume überfluten.

Einen effektiven Schutz davor bietet eine Rückstauklappe. Sie verhindert, dass Wasser, Abwasser und schlimmstenfalls Fäkalien in das Haus drücken. Für den Rückstauschutz ist jeder Hausbesitzer selbst verantwortlich, die Kommunen haften grundsätzlich nicht für aufkommende Schäden. Auch die Versicherer machen Leistungen im Schadenfall davon abhängig, dass eine Rückstauklappe verbaut wurde.

Bevor Eigentümer ihre Immobilie mithilfe eines Sanitärfachbetriebs rückstausicher machen, sollten sie sich einmal bei der Stadtentwässerung erkundigen, an welcher Stelle die Rückstausicherung konkret angebracht werden muss. Die Klappe sollte regelmäßig gewartet und instand gesetzt werden, so es erforderlich ist. 

Versicherungen helfen: Vom Handwerker bis zum erweiterten Naturgefahrenschutz

Auch Wohngebäude- und Hausratversicherungen bieten umfassende Hilfe.  Versicherer kennen die typischen Überschwemmungsschäden und die häufigsten Schwachstellen am Haus. Sie können zum Teil auf tausende Handwerker aus ganz Deutschland zurückgreifen. Viele Versicherer bieten zudem eine 24-Stunden-Hotline an, um Hilfe zu organisieren.

5. Hauseingänge mit Stufen oder Schwellen schützen

Sämtliche Hauseingänge sollten nach Möglichkeit über eine Stufe oder eine kleine Rampe verfügen und nicht ebenerdig liegen, damit Oberflächenwasser nicht so leicht in das Gebäude eindringen kann.

Auch die Oberkanten von Kellertreppen oder Lichtschächten ragen im Idealfall mindestens zehn bis 15 Zentimeter aus dem Boden heraus. Solche Aufkantungen lassen sich auch bei Bestandsbauten oft noch problemlos nachträglich anbringen. Sofern dies nicht möglich ist, können Lichtschächte auch mit speziellen Deckeln oder Glasbausteinen wasserdicht verschlossen werden.

Tiefer liegende Garagen lassen sich wirksam über breite Bodenschwellen auf der Kuppe der Rampe schützen. Sie verhindern, dass Wasser von der Straße einfach die Einfahrt hinab fließt.

6. Fenster, Türen und Wände abdichten

Eine häufige Schwachstelle sind undichte Stellen am Haus, über die Wasser eindringen kann. Um das zu verhindern, sollten tief liegende Fenster oder Türen möglichst druckwasserdicht sein. Auch die Durchlässe für Strom-, Gas-, oder Telefonleitungen sowie Heizungsrohre sollte der Installateur mit Dichtungsmaterial gut verschließen. Wer neu baut, sollte sich an der Gefährdungslage  seines Grundstücks orientieren: Ist etwa der Einbau wasserdruckdichter Fenster sinnvoll?

Abgesehen von der Umschließung des Kellers müssen Außenwände vor allem an den gefährdeten Sockelbereichen wasserdicht sein. Denkbar hierfür sind zum Beispiel Steinzeugfliesen, wenn sie fugendicht angebracht werden. Allerdings müssen die Abdichtungen regelmäßig gewartet werden, damit sie einwandfrei funktionieren.

Gerade bei Bestandsbauten ist die Abdichtung der Gebäudehülle oft leichter und kostengünstiger umzusetzen als nachträglich angebrachte Aufkantungen oder aufwändige Geländemodellierungen.

7. Keine gefährlichen Stoffe und hochwertigen Einrichtungen im Keller lagern

Zeitpunkt und Ort eines Starkregens lassen sich in der Regel kaum vorhersagen. Im Ernstfall bleibt daher kaum Zeit, um Gegenstände und Einrichtungen aus dem Keller zu holen. Gefährliche Stoffe wie Chemikalien sollten daher sicherheitshalber gleich an einem Ort gelagert werden, den das Wasser nicht erreichen kann.  

Heizöltanks sollten wenigstens verankert oder mit Ballast beschwert sein, um zu verhindern, dass die Behälter umkippen und austretendes Öl das Mauerwerk kontaminiert. Bei der Aufstellung solcher Tanks ist zudem auf die geltenden Vorschriften zu achten. Hier greift die Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen.


Das Haus nachträglich hochwasserfest machen

  • Bevor nachgerüstet wird, ist es wichtig, das Überschwemmungsrisiko des Hauses richtig einzuschätzen. Dabei hilft der Hochwasserpass. Er enthält die wichtigsten Daten des Hauses auf einen Blick: Standort, baulicher Zustand, bereits vorhandene bauliche Vorsorge und die Schadenhistorie. Dazu das Gefährdungsrisiko auf einer Farbskala: Rot steht für große Gefährdung, grün signalisiert: Das Haus ist gut geschützt. Der Hochwasserpass, wird von einem Experten im Auftrag des Hausbesitzers ausgestellt. Dabei prüft der Experte die Angaben und bewertet nicht nur die aktuelle Gefährdung des Gebäudes, sondern gibt auch Tipps, wie sich die Gefährdung mit baulicher Vorsorge verringern lässt. Eine Liste von Experten stellt das Hochwasser Kompetenz Centrum (HKC) zur Verfügung. 
  • Baumaßnahmen sollten nur von einem für Hochwasservorsorge sachkundigen Fachbetrieb bzw. Ingenieurbüro  durchgeführt werden. Egal, ob eine Rückstauklappe eingebaut, Fenster, Türen und Wände abgedichtet oder Hauseingänge nachträglich mit Stufen oder Schwellen gegen Wasser geschützt werden sollen. Architekten, Ingenieurbüros, Fachbetriebe und Versicherungen helfen dabei zu entscheiden, was konkret zu tun ist.
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