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Helmpflicht beim Fahrradfahren: Sinnvoll oder nicht?

Freizeit

Schnelle E-Bikes, schlechte Radinfrastruktur: Radfahren in Deutschland ist aus Sicht vieler Radfahrer nach wie vor zu unsicher. Bringen Fahrradhelme mehr Sicherheit?

11.07.2024

Wird Deutschland vom Auto- zum Fahrradland? Das Zweirad erlebt seit der Corona-Pandemie einen Boom. Besonders begehrt sind Pedelecs mit elektronischer Unterstützung bis 25 Stundenkilometer (umgangssprachlich auch E-Bikes genannt). 2023 wurden erstmals mehr Fahrräder mit elektronischer Unterstützung verkauft als normale Fahrräder.

Mehr Unfälle mit E-Bikes und auf Landstraßen

Mehr Menschen auf dem Rad und dem E-Bike bedeuten zwangsläufig auch mehr Unfälle. Laut Statistischem Bundesamt ereigneten sich gut 23 900 Pedelec-Unfälle mit Personenschaden im Jahr 2023. Das sind 11 Mal mehr als zu Beginn der Zählung 2014. Bei herkömmlichen Fahrrädern ist die Zahl der Radunfälle mit Personenschaden dagegen weniger geworden: von gut 76 600 im Jahr 2014 auf knapp 72 200 im Jahr 2023.

Dabei werden nicht nur verkehrsträchtige Innenstädte oder andere Verkehrsteilnehmer zum Problem der Radfahrer, sondern gerade auch Landstraßen. Vier tote und 58 schwerverletzte Radfahrende – das ist die Unfallbilanz einer durchschnittlichen Woche auf deutschen Landstraßen. Damit verunglücken hier knapp 30 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren, wie eine wissenschaftliche Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zu schweren Unfällen mit Radfahrern auf Landstraßen zeigt. Allein 2023 gab es 189 getötete und 2.996 schwerverletzte Radfahrende außerhalb geschlossener Ortschaften. Könnten Fahrradhelme diese Zahlen reduzieren?

Bei Unfällen schützt die private Unfallversicherung

Die private Unfallversicherung leistet, wenn ein Unfall dauerhafte geistige oder körperliche Beeinträchtigungen nach sich zieht oder sogar zum Tod führt. Aber auch bei Unfallfolgen, die nicht von Dauer sind, leistet die Unfallversicherung. Anders als in der gesetzlichen Unfallversicherung gilt der Versicherungsschutz der privaten in der Regel rund um die Uhr und weltweit. Die gesetzliche Unfallversicherung hingegen schützt nur bei der Arbeit oder auf dem Weg zum Arbeitsplatz.

Helmpflicht beim Fahrradfahren: Die wichtigsten Fragen und Antworten

  • Was nützen Fahrradhelme bei Unfällen?

    Fahrradhelme schützen wirksam vor schweren Kopfverletzungen. Zu diesem klaren Ergebnis kommt die Unfallforschung der Versicherer, die 2014 schwere Radunfälle analysiert hat. Von 117 tödlich verunglückten Radfahrern trugen nur sechs einen Helm. Über 50 Prozent der getöteten Radfahrer starben an einem Schädel-Hirn-Trauma. Diese Zahlen zeigen, dass viele getötete Radfahrer mit einem Helm hätten überleben können.

    Ein weiteres Ergebnis der Studie: Das Schnelle Radfahrer, die beispielsweise mit dem E-Bike oder S-Pedelecs unterwegs sind, haben ein höheres Kopfverletzungsrisiko. Sie tragen aber auch häufiger einen Helm.

    Typische Unfallszenarien wurden in der Studie mit Hilfe von Computersimulationen untersucht. Stürzt ein Radfahrer auf die Seite und prallt mit dem Kopf auf die Fahrbahn, reduziert ein Helm die auf den Kopf einwirkende Energie um zwei Drittel. Das Risiko einer schweren Gehirnerschütterung sinkt dadurch um etwa 30 Prozent. Beim Sturz über den Lenker und bei frontalem Kopfanprall wird für Helmträger eine Minderung des Risikos für eine Blutung unterhalb der harten Hirnhaut um mehr als 90 Prozent vorhergesagt. Auch bei der Kollision mit einem Auto dämpft ein Helm den Anprall für Schädel und Hirn deutlich.

  • Gibt es eine gesetzliche Helmpflicht für Radfahrende?

    Anders als für Motorradfahrer gibt es in Deutschland keine allgemeine Helmpflicht für Fahrrad- und E-Bike-Fahrer. Aktuell ist eine solche Maßnahme auch nicht geplant.

  • Sollte ich deshalb auf einen Helm verzichten?

    Egal wie Radfahrer zum Thema Helmpflicht stehen: Einen geeigneten Helm sollten sie unbedingt tragen. Die Unfallforschung der Versicherer, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und die deutsche Verkehrswacht empfehlen das freiwillige Tragen von Fahrradhelmen. Zwar sind Helme nur wenige Zentimeter dick, aber sie verringern die Aufprallkräfte, die bei einem Sturz auf dem Kopf einwirken. Kommt es zum Unfall, können Helme schwere Verletzungen vermeiden.

  • Droht für das Fahrradfahren ohne Helm ein Bußgeld?

    Nein! Sind Fahrradfahrer ohne Helm unterwegs, müssen sie kein Bußgeld oder eine Verwarnung befürchten. Die Entscheidung für oder gegen einen Helm ist der Radlerin oder dem Radler in Deutschland selbst überlassen.

  • Müssen Kinder auf dem Fahrrad einen Helm tragen?

    Nein, eine entsprechende Vorschrift gibt es nicht. Trotzdem sollten Kinder einen Helm tragen, um bei einem Unfall oder Sturz schwere Kopfverletzungen zu verhindern.

  • In welchen Ländern gibt es eine Helmpflicht für Radfahrer?

    In anderen Ländern wie Finnland, Malta, Montenegro, Türkei aber auch in Australien oder Neuseeland herrscht eine generelle Helmpflicht, egal ob es sich um ein herkömmliches Fahrrad oder ein E-Bike handelt.

Radfahrer bewerten Infrastruktur als mangelhaft

Im letzten ADFC-Fahrradklima-Test bewerteten die Befragten das Klima fürs Fahrrad mit der Gesamtnote 3,96. 80 Prozent der Befragten hielten Radwege für zu schmal. Insgesamt schnitt die Radinfrastruktur mit der Note 4,7 ab - mangelhaft. Es ist wohl doch noch ein weiter Weg, bis Deutschland zum Fahrradland wird.

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