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Alle Fakten zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge

Altersvorsorge

Die Riester-Rente steht vor einer grundlegenden Modernisierung. Ab 2027 sollen neue Regeln gelten. Wir erklären, welche Änderungen die geplante Reform bringen soll.

22.12.2025

Nach Jahren des Stillstands rückt eine Reform der geförderten privaten Altersvorsorge (pAV) immer näher. Die Bundesregierung hat am 17. Dezember 2025 den Entwurf für ein Gesetz verabschiedet, das der 2001 als Riester-Rente eingeführten privaten Altersvorsorge neuen Schub verleihen soll. Seit einiger Zeit stagniert die Zahl der Verträge bei etwa 15 Millionen – ein Umstand, der aus sozialpolitischer Sicht besorgniserregend ist. Denn die kapitalgedeckte Zusatzvorsorge ist angesichts der alternden Gesellschaft und der damit verbundenen Belastungen für die gesetzliche Rente ein unverzichtbarer Baustein eines finanziell abgesicherten Ruhestands. 

Nach dem Willen der Bundesregierung soll das parlamentarische Verfahren 2026 abgeschlossen sein, so dass die Reform 2027 in Kraft treten kann. Wir stellen die geplanten Änderungen durch das sogenannte Altersvorsorgereformgesetz vor.  

Drei unterschiedliche Garantieniveaus 

Bislang sehen alle Riester-Produkte – ganz gleich ob Fonds- oder Versicherungslösung – eine 100-prozentige Kapitalgarantie vor. Die Anbieter müssen sicherstellen, dass zu Rentenbeginn mindestens das eingezahlte Geld sowie die erhaltenen staatlichen Zulagen zur Verfügung stehen. In der Niedrigzinsphase erwies sich diese Vorgabe als Bürde, da es die Anbieter dazu zwang, mehr und mehr Kapital in sichere, aber niedrig verzinste Anleihen zu investieren, um ebenjene Kapitalgarantie sicherstellen zu können. So blieb kaum Geld für chancenreichere Anlagen übrig. 

Künftig sollen Altersvorsorgende zwischen drei Garantieniveaus wählen können. Produkte mit 100-prozentiger Kapitalgarantie sind weiterhin möglich, daneben werden auch solche mit einer Garantie von 80 Prozent zugelassen. Neben diesen – im Gesetzentwurf Garantieprodukte genannten – Varianten soll es künftig ein sogenanntes Altersvorsorgedepot sowie ein Standarddepot geben, die keine Kapitalgarantie beinhalten. Damit sind tendenziell höhere Renditen möglich – verbunden allerdings mit dem Risiko starker Wertschwankungen.

Was ist das Standardprodukt?

Das Standarddepot – auch Standardprodukt genannt – ist ein einfach konstruiertes und primär für den Online-Abschluss gedachtes Altersvorsorgeprodukt. Standardisiert wird nur die Ansparphase. Sie wird als Sparplan mit zwei Fonds ausgestaltet. Einer ist chancenorientiert und enthält einen hohen Aktienanteil, ein anderer ist sicherheitsorientiert mit einem starken Übergewicht von Anleihen. Die Verteilung der Gelder auf die Fonds erfolgt anfangs nach Wahl der Kunden. Wählen die Kunden nicht, legt der Anbieter die Aufteilung fest. Später folgt die Aufteilung einem standardisierten Lebenszyklusmodell: Je näher der Ruhestand rückt, desto mehr Geld wird von risikoreichen in sichere Anlagen umgeschichtet. Fünf Jahre vor Ende der Ansparphase darf der chancenreiche Fonds noch maximal 50 Prozent des Depotwerts ausmachen, zwei Jahre vor dem Ende gar nur noch 30 Prozent. So sollen große Einbußen kurz vor dem Ruhestand vermieden werden. 

Wichtig: Ganz gleich ob Fondshaus oder Versicherer: Jeder Anbieter eines geförderten privaten Altersvorsorgeprodukts – mit Ausnahme der Bausparkassen – muss zusätzlich ein Standardprodukt mit zwei Fonds anbieten. Die Kosten für das Standardprodukt dürfen 1,5 Prozent pro Jahr nicht überschreiten. 

Flexible Rentenhöhen 

Höhere Erträge soll eine weitere Lockerung der Produktanforderungen ermöglichen: die moderate Flexibilisierung der Renten. Bislang müssen laut Gesetz die monatlichen Renten mindestens konstant sein, sie dürfen auf keinen Fall im Wert fallen. Diese Vorgabe soll mit der pAV-Reform gelockert werden.

Alternativ zum bestehenden System können sich die Kunden für ein Modell mit moderaten Schwankungen entscheiden, das einen höheren Aktien-Anteil erlaubt. Versicherer, und nur sie bieten lebenslange Renten an, brauchen in diesem Fall nur 80 Prozent des angesparten Vermögens für eine monatlich gleichbleibende, garantierte Rente kalkulieren – gewissermaßen als eine Art Sockelrente. Die übrigen 20 Prozent des Kapitals können sie auf Risiko der Versicherten chancenreicher anlegen, um eine höhere Zusatzkomponente zu erwirtschaften, die im Wert jedoch schwanken kann. 

Mehr Auszahloptionen 

Altersvorsorgende sollen mehr Wahlmöglichkeiten erhalten, wie sie ihre Ersparnisse aufbrauchen. Bislang wird das angesparte Riester-Vermögen – abgesehen von einer möglichen Teilauszahlung in Höhe von 30 Prozent des Guthabens zu Rentenbeginn – als lebenslange Rente ausgezahlt.  

Die Verrentung des Vermögens ist auch künftig möglich, mit der Reform der privaten Altersvorsorge kommt jedoch eine weitere Option dazu. Die Produktanbieter können das angesparte Vermögen auch als Auszahlplan kalkulieren – bis zu einem derzeit vorgesehenen Endalter von mindestens 85 Jahren. Wer sich für diese Möglichkeit entscheidet, geht allerdings das Risiko ein, dass das Guthaben bereits vor dem Lebensende ausgeschöpft ist und der monatliche Geldstrom versiegt. Die Zusatzrente fließt dagegen lebenslang. 

Neues Fördersystem 

Bislang ist die staatliche Förderung an das Einkommen geknüpft. Den vollen Zuschuss erhält, wer mindestens vier Prozent seines Vorjahreseinkommens in den Riester-Vertrag einzahlt – bis maximal 2.100 Euro inklusive der Zulagen. Um die Mindesteigenbeteiligung für die maximale Zulage ermitteln zu können, müssen die Anbieter regelmäßig das Vorjahreseinkommen abfragen. Es ist ein bürokratisches System, das in der Vergangenheit auch zu Rückforderungen bereits gewährter Zulagen geführt hat, weil Einkommensänderungen nicht rechtzeitig gemeldet wurden. 

Mit der Reform wird das System vereinfacht. Künftig bemisst sich die Förderung nicht am Einkommen, sondern an den eingezahlten Beiträgen. Der Staat unterstützt die Sparbemühungen bis zu einem maximalen eigenen Betrag von 1.800 Euro mit einer beitragsproportionalen Grundzulage – in zwei Förderstufen. Zu den Einzahlungen bis 1.200 Euro legt der Staat 30 Prozent (maximal 360 Euro) obendrauf, von 1.201 bis 1.800 Euro bezuschusst er jeden Euro mit 20 Prozent (maximal 120 Euro). Im besten Fall fließen jährlich somit 2.280 Euro (1.800 Euro Eigenanteil plus 480 Euro Grundzulage) in einen Vertrag.  

Ab 2029 soll der staatliche Zuschuss für die ersten 1.200 Euro auf 35 Prozent steigen – die maximale Grundzulage läge dann bei 540 Euro. Mit der höheren Förderquote für Beiträge bis 1.200 Euro will die Bundesregierung gezielt Bezieher kleinerer und mittlerer Einkommen motivieren, privat vorzusorgen.  

Wie schon heute gibt es auch künftig einen Berufseinsteigerbonus: Altersvorsorge-Starter, die noch keine 25 Jahre alt sind, erhalten einmalig zusätzlich 200 Euro zu ihrer Grundzulage hinzu. Zulagenberechtigte mit Kindern bekommen außerdem eine Kinderzulage, die sich in Zukunft ebenfalls nach den Eigenbeiträgen richtet. Zu den Sparleistungen bis 1.200 Euro legt der Staat 25 Prozent pro Kind obendrauf, maximal 300 Euro pro Kind.  

Ein Beispiel: Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern zahlt 1.200 Euro pro Jahr in ihren Vertrag ein. Vom Staat bekäme sie zusätzlich eine Grundzulage von 360 Euro (30 Prozent von 1.200 Euro) sowie eine Kinderzulage von 600 Euro (2 x 25 Prozent von 1.200 Euro). Durch die Zulagen steigt das Dotierungsvolumen von 1.200 auf 2.160 Euro.  

Um die Grund- und Kinderzulage zu erhalten, müssen die Altersvorsorgenden mindestens 120 Euro Eigenbeitrag pro Jahr aufbringen.  

Die Einzahlungen inklusive Zulagen können als Sonderausgaben von der Einkommensteuer abgezogen werden. Neben den Zulagen gibt es weiterhin eine steuerliche Förderung. Das Finanzamt prüft im Rahmen der Günstigerprüfung automatisch, ob die Zulage oder die Steuerermäßigung günstiger ist.  

An den Steuerregeln ändert sich ebenfalls nichts. Die laufenden Erträge bleiben wie bislang steuerfrei. Der Steuerstundungseffekt hat den Vorteil, dass der Zinseszinseffekt seine volle Wirkung entfalten kann. Dafür werden sämtliche Auszahlungen aus der geförderten privaten Altersvorsorge im Wege der nachgelagerten Besteuerung voll erfasst. Da das Einkommen im Alter im Normalfall niedriger ist als während des Berufslebens, ist der persönliche Steuersatz zumeist ebenfalls niedriger.   

Welches Fördersystem ist das bessere?

Ob das alte einkommensabhängige oder neue beitragsabhängige Fördersystem für einen selbst besser ist, lässt sich pauschal nicht beurteilen. Das hängt von den persönlichen Umständen ab. Die Höhe des Einkommens, der Zahl der Kinder sowie der eigene Sparaufwand spielen für die Beurteilung eine wichtige Rolle. In der Tendenz ist für niedrige Einkommensgruppen und Familien mit vielen Kindern das alte Fördersystem besser als das neue.

Leichterer Anbieterwechsel 

Die Bundesregierung will den Wechsel zwischen verschiedenen Anbietern erleichtern. Das Altersvorsorgereformgesetz sieht zu diesem Zweck eine andere Verteilung der Abschluss- und Vertriebskosten vor, mit denen unter anderem die Beratungsleistung vergütet wird. Während die Abschlusskosten bislang über einen Zeitraum von fünf Jahren verteilt werden, sollen sie künftig über die gesamte Dauer der Ansparphase gestreckt werden. So soll verhindert werden, dass Sparer bei einem Anbieterwechsel mehrfach mit Abschlussgebühren belastet werden. 

Was passiert mit den alten Riester-Verträgen?

Für alte Riester-Verträge sieht das Altersvorsorgereformgesetz verschiedene Möglichkeiten vor. Zum einen garantiert es einen Bestandsschutz: Sparer können ihren bestehenden Riester-Vertrag weiterführen – nach den bislang geltenden Förderregeln. Optional soll auch ein Wechsel in das neue Fördersystem möglich sein. Die Kundinnen und Kunden haben aber auch die Möglichkeit, mit ihrem bestehenden Riester-Vertrag in ein Standardprodukt zu wechseln. In dem Fall würde ohnehin das neue Fördersystem greifen. 

Wichtig: Anspar- und Entsparphase sind grundsätzlich voneinander getrennt. Egal ob sich die Menschen für den Vermögensaufbau für ein Garantieprodukt, das Altersvorsorgedepot oder das Standardprodukt entscheiden: Ihnen stehen auch für die Auszahlungsphase beide Optionen offen. Sie können das angesparte Kapital in eine lebenslange Leibrente oder einen Auszahlungsplan umwandeln.